Blog Unkategorisiert Die Vier-Tage-Woche im Praxistest

September 2020

Die Vier-Tage-Woche im Praxistest

6 Monate später

Lesezeit: 5 Minuten

Vier Tage Woche Schriftzug auf Würfeln

Sechs Monate später: Wie hat sich die Vier-Tage-Woche im Praxistest geschlagen?

Wer kann sich denn noch an Januar 2020 erinnern? Gefühlt ist es ewig her und auch wenn sich dieses Jahr viel verändert hat, einige Sachen sind doch gleich geblieben. So auch die Vier-Tage-Woche bei W&N, wozu es nun wie versprochen, ein Update gibt. Bevor es zur Verwirrung kommt: Unsere Mitarbeiter haben die Möglichkeit, nur vier Tage bei sonst gleichbleibender Arbeitszeit zu arbeiten. Quasi komprimierte 40 Stunden auf vier anstatt der üblichen fünf Tage. Das häufigste Feedback von Freunden und Kollegen, die das noch nicht ausprobiert haben, lautet meist:

„Du arbeitest 10 Stunden am Tag? Das könnte ich nicht.“

10 Stunden am Stück arbeiten und dabei produktiv bleiben?

Auch wir waren uns nicht sicher, ob sich die Produktivität unserer Mitarbeiter besser oder schlechter entwickeln wird. Denn irgendwann nimmt bekanntlich die Leistungsfähigkeit ab, nach welchem Zeitraum ist jedoch personenabhängig. Daher ist es auch schwierig zu generalisieren, ob jeder für eine Vier-Tage-Woche geeignet ist. Gleichzeitig ist es natürlich tagesabhängig: Es gibt auch bei mir Tage, an denen es sinnvoller ist, früher Schluss zu machen und die Aufgaben am nächsten Tag produktiver umzusetzen. Aber diese gibt es wohl auch bei jedem, auch die fünf Tage arbeiten.

Da ich persönlich Fan der Einstellung „was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen“ bin, kommt das aber selten vor und ich persönlich würde daher den Versuch als Erfolg einschätzen. In zehn Stunden schafft man schlicht einfach mehr als in acht. Nachdem dies aber ein subjektiver Effekt ist, gehe ich jetzt noch auf einen tatsächlich messbaren Effekt ein.

Wie sieht es mit der Produktivität während der Vier-Tage-Woche aus?

Die Auslastung der am Versuch teilnehmenden Kollegen und Kolleginnen ist gestiegen. Ist somit auch die Produktivität gestiegen? Bei den teilnehmenden Personen ist diese zumindest gestiegen. Zwei der Tester haben den Test mittlerweile beendet, da sie an den vier Tagen an denen sie gearbeitet haben, nach der Arbeit schlicht nichts mehr hinbekommen haben. Das ist auch etwas, das alle anderen bestätigen. Nach zehn Stunden Arbeit haben kaum noch Geschäfte offen, der Sport fällt einem schwerer und auch die Motivation, sich noch etwas zu kochen, ist deutlich geringer. Generell ist man danach weniger produktiv. Doch ist das ein Trugschluss? Man bekommt ja einen komplett freien Tag hierfür. An diesem muss man nicht an die Arbeit denken, man kann von früh bis spät machen, wonach einem ist. Trotzdem landet man auch jetzt bei einer Entscheidung, die kein klares Ja und Nein zulässt.

Die „neugewonnene“ Zeit nutzen

Wofür nutzt man also den freien Tag? Mit Freunden etwas unternehmen ist sicherlich schwieriger, denn es ist ein Wochentag. Erledigungen wie Einkäufe, Sport, Umbauten etc. sind allerdings wunderbar an diesem Tag machbar und auch in der Praxis wunderbar umsetzbar. Die Läden sind deutlich leerer als in den Stoßzeiten nach Feierabend. Für die Personen, die viel online bestellen, kann der Tag wunderbar genutzt werden, um die Paketflut abzuholen oder zu Hause zu empfangen. Ins Amt gehen, kann man auch wunderbar. Oder man nutzt die Zeit für ein Hobby, ob neu oder bereits bewährt, ist dabei egal. Teilweise haben Kollegen das Malen angefangen oder man schnappt sich einfach ein Buch und legt einen Tag lang die Füße hoch und entspannt.

Organisatorisches Chaos oder gar kein Problem?

Was ist jedoch mit organisatorischen Themen? Die Erreichbarkeit und weitere Themen, die für die Kollegen, Kunden, Dienstleister und weitere potenzielle Kontakte relevant sind? Hier kann man sagen, dass sich alle relativ schnell daran gewöhnt haben, da wir dies mit klaren Stellvertretungen geregelt haben. Der Kunde ruft meist an und erreicht jemand anderen, Gleiches gilt für Dienstleister. Ist die Stellvertretung gebrieft, ist es letztlich nichts anderes als ein einzelner Urlaubstag, Krankheitstag, Überstundenabbau oder eben Tag in einem Workshop bzw. Termin.

Gleichzeitig wissen die Bestandskunden Bescheid und alle Themen werden einfach in den vier Tagen besprochen. Gute interne Strukturen, Kommunikationen und eine gezielte Aufgabenverteilung sind die Notwendigkeiten für eine gelungene Umsetzung.

Die Vier-Tage-Woche: Mein persönliches Fazit

Wie ist die Vier-Tage-Woche also für einen persönlich? Ich für meinen Teil empfinde es an allen Tagen außer montags als besser, denn ich hab Freitag frei. Montag ist komplizierter geworden, denn neben diversen offenen Themen von Kunden und Kollegen kommen hier noch einige Fixtermine hinzu. Vermutlich ist dies schwierig zu glauben, aber zehn Stunden vergehen montags wie im Flug. Am Ende des Tages erscheint es mir häufig, als hätte ich nichts fertiggemacht und die restlichen drei Tage würden niemals ausreichen, um alles Offene noch abzuarbeiten. Daran musste ich mich erst gewöhnen. Mittlerweile habe ich aber realisiert, dass ich montags gar nicht alles schaffen kann und Dienstag ja auch noch ein Tag ist. Eine schwierige, aber wichtige Erkenntnis.

Nach den vier Tagen bin ich mir teilweise nicht mehr sicher, welcher Tag tatsächlich ist. Am letzten Tag würde ich auch sehr gerne mit einer stetigen Koffeininfusion arbeiten. Hierbei helfen aber auch die Kollegen. Um jetzt noch auf die üblicherweise letzte Frage eines Fragebogens einzugehen: Würde ich es empfehlen?

Hm. Schwierig zu sagen. Ich bin mir sicher, dass es nicht für jeden geeignet ist und jeder Mensch andere Grenzen im Leben zieht, wenn es ums Arbeiten geht. Ich würde aber jedem empfehlen, es zumindest einmal auszuprobieren. Mehr als schiefgehen bzw. feststellen, dass es nicht das Richtige für einen ist, kann schließlich nicht passieren. Und an all die Arbeitgeber da draußen: Nur wer Neues wagt, kann auch mal große Erfolge feiern und herausfinden, inwiefern er seine Mitarbeiter glücklich machen kann.

Schwarz Weiß Portrait Thomas Stadler

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mein Name ist Tommy und ich bin bei Weder & Noch im Bereich Controlling / Finance tätig. Ich freue mich über Feedback oder Ihre Kontaktaufnahme. Wenn Sie mehr über uns als Agentur erfahren wollen, werfen Sie doch einen Blick auf unsere Seite.