Februar 2021

Re-Gnose

Ein Blick aus der Zukunft in das Hier und Jetzt

Lesezeit: 6 Minuten

Zwei Schilder mit Aufschrift Past und Future

Zeit für eine Re-Gnose!

Es ist Januar 2021 – ganz Deutschland und viele Teile der Welt sind im Lockdown. Gastronomie, Einzelhandel und viele Dienstleister sind geschlossen. Von Kitas bis hin zu Universitäten und ein Großteil der Unternehmen – alle sitzen mehr oder weniger in den eigenen vier Wänden fest. Hätte uns jemand vor knapp einem Jahr gesagt, dass eine Pandemie die gesamte Welt einholt und unser bisher gewohntes Leben einfach mal so eben auf den Kopf stellt, wir hätten es wohl für einen altbekannten und nicht besonders inspirierten Sci-Fi-Plot gehalten. Nun ist dieses Unvorstellbare aber zur Realität geworden.

Vorfreude ist doch die schönste Freude

12 Monate später ist ungefähr alles anders – verkehrte Welt. Es stehen uns wohl noch einige nervenaufreibende Wochen und Monate bevor bis die Fallzahlen (hoffentlich) wieder niedrig genug sind, damit das Leben in fast gewohnter Manier auch wieder draußen stattfinden kann. Viele warten auf den Moment, wenn sie endlich wieder sorgenfrei ihre Lieblings-Aktivitäten aufnehmen können.

Sei es nun der obligatorische Besuch im Fitnessstudio fürs gute Gewissen, ein entspannter Abend mit dem Partner im Lieblingsrestaurant oder mal wieder richtig Feiern mit Freunden im Club – all das ist in unser aller Interesse momentan nicht möglich. Die Pandemie (be-)trifft jeden von uns – ganz gleich ob jung ob alt, ob mit Job oder ohne, ob reich ob arm.

Einen Blick auf das Hier und Jetzt wagen: Re-Gnose

Wie also die kommenden Wochen „überstehen“? Wie sich motivieren, um all die großen und kleinen Sorgen zu relativieren? Wie schafft man es zuversichtlich zu bleiben? Die harten Einschränkungen zehren bei vielen von uns an den Nerven – für viele nimmt die Belastung weiterhin zu.

Aber wie heißt es doch so schön? Die Zeit heilt alle Wunden. Warum also nicht den Sprung in die Zukunft machen und auf unser aktuelles „Jetzt“ zurückblicken? Zukunftsforscher nennen dies RE-gnose – der Gegensatz zur PRO-gnose. Bei einer Prognose blicken wir aus der heutigen Sicht in eine ungewisse Zukunft und versuchen diese auf Basis unserer gegenwärtigen Kenntnisse bestmöglich zu prognostizieren. Bei der Re-Gnose ist der Ausgangszeitpunkt eine potenzielle Zukunft und wir blicken aus dieser Perspektive zurück ins Hier und Jetzt.

„Re-Gnosen bilden eine Erkenntnis-Schleife, in der wir uns selbst, unseren inneren Wandel, in die Zukunftsrechnung einbeziehen. Wir setzen uns innerlich mit der Zukunft in Verbindung, und dadurch entsteht eine Brücke zwischen Heute und Morgen. Es entsteht ein „Future Mind“ – Zukunfts-Bewusstheit.“ (Matthias Horx, 2020, Link)

Was lernen wir aus der Krise?

Krisen hatten schon immer zwei fundamentale Folgen: sie brachten kränkelnde Strukturen ans Licht und bereiteten so oft gleichzeitig einen fruchtbaren Boden für Neues. Das Frankfurter Zukunftsinstitut beschäftigt sich mit der Trend- und Zukunftsforschung der Gesellschaft und von Unternehmen. Matthias Horx hat im Frühjahr 2020 bereits in die Zukunft geblickt und eine Re-Gnose aus dem Herbst 2020 gewagt.

Damals wusste noch niemand, wie sich das Virus weiterentwickeln und verbreiten wird. Es geht auch nicht darum, wer am Ende Recht oder Unrecht hatte, sondern viel mehr darum, dass wir uns mit dem Gedanken beschäftigen, wie sich nicht freiwillig ausgesuchte Umstände auf uns auswirken und was wir daraus lernen oder auch verändern können. Klimawandel, Welthunger, Artensterben, Ressourcenknappheit, um nur einige Themen zu nennen, die trotz Pandemie natürlich keine Pause einlegen. Auch während der Pandemie dürfen wir nicht die anderen Baustellen vergessen, auch dort muss es weitergehen.

Gehweg mit Pfeil

Eigene Chancen entdecken und nutzen

Auch wenn die täglichen Meldungen in den Medien auf uns einprasseln, uns im Mikro- und Makrokosmos vor Herausforderungen stellen, die manch einem unlösbar erscheinen und uns frustriert zurücklassen – es kann für jeden von uns ein Anstoß sein, den Blick auf unser (unmittelbares) Umfeld zu öffnen: auf die Menschen, die Tiere und die Natur um uns herum. Es kann eine Chance sein, dass wir zum Beispiel von einer egozentrisch geprägten Weltanschauung abrücken und unsere Umgebung anders wahrnehmen, um so als Gesellschaft näher zusammenzuwachsen.

Für Unternehmer kann es die notwendige Initialzündung sein, andere Geschäftsfelder zu erschließen und in bestehende Strukturen einzubinden. Oder bestehende Strukturen auf den Prüfstand zu stellen und frischen Wind ins Unternehmen zu bringen. Also einfach mal eine klassische SWOT-Analyse für das eigene Unternehmen oder Geschäftsfeld durchzuführen.

Relevante Megatrends unserer Zeit wie Neo-Ökologie, Gesundheit, Urbanisierung, Konnektivität, Mobilität und Sicherheit, um nur ein paar zu nennen… All diese kann sich jeder einzelne von uns vor Augen führen, in sein persönliches, tägliches (Arbeits-) Leben integrieren und Überlegungen anstellen, wie man diese Trends ausgestalten möchte und welche Schritte es dafür bedarf. Jeder sollte für sich individuelle Lösungen finden. Wenn man sich einmal darauf einlässt, wird man schnell merken, dass die Megatrends uns ohnehin schon tagtäglich begleiten. Man kann von ihnen jedoch noch weiter profitieren.

Erst die Pro-Gnose, dann die Re-Gnose

Spulen wir erstmal eineinhalb Jahre voraus: Es ist Sommer 2022, über unseren Köpfen sehen wir wieder Kondensstreifen von Flugzeugen nach Palma de Mallorca, in den Freibädern und an den Seen wird getobt, gepaddelt und Eis geschleckt. Die Cafés, Bars und Restaurants sind voll mit Leuten, die genüsslich jede Minute mit Freunden, der Familie oder dem Tinder Date auskosten. Auf den Litfaßsäulen kleben Plakate von Kulturveranstaltungen – Theater, Konzerte, Ausstellungen, Poetry-Slam, Kabarett – die Fülle an Veranstaltungen scheint endlos.

An den hohen Bürogebäuden liest man in den oberen Etagen – Co-Workingspaces und Wohnungen zu vermieten. An den Clubs und Kinos machen kleine Schilder darauf aufmerksam, dass am Vormittag die Räumlichkeiten für Bildungsveranstaltungen genutzt werden.

Blauer Himmel mit Flugzeug

Was hat sich in den letzten 18 Monaten verändert?

Wir haben die Pandemie in den Griff bekommen, das Virus existiert immer noch, aber die Fallzahlen sind verschwindend gering. Als Reisen im Sommer 2021 wieder möglich wurde, stiegen vor allem Flug-Fernreisen stark an, aber auch die Zahlen für das Reisen mit der Bahn – die Sehnsucht nach Sommer, Sonne und Meer ist so groß wie lange nicht mehr. Das Fernweh zieht die Leute aus den Städten.

Geschäftsreisen sind deutlich zurück gegangen, man nutzt nun die Vorzüge der zuvor erzwungenen und mittlerweile normalisierten Digitalisierung. Sowieso sind Videokonferenzen und Chats zum Standard geworden. Man sieht immer wieder Büro-Etagen der Großkonzerne, die jetzt zu vermieten sind. Vielmals können diese für kulturelle Pop-Up Events oder als Co-Workingspaces genutzt werden. Manche werden einfach kurzerhand in Wohnungen umfunktioniert. Viele Unternehmen arbeiten im Wechselmodell und nach wie vor nehmen viele Arbeitnehmer das Homeoffice selbstverständlich in Anspruch.

Die Veranstaltungsbranche, die Hotellerie und kulturellen Einrichtungen haben im Frühjahr 2020 den Bildungseinrichtungen ihre Räumlichkeiten überlassen und konnten so die Einbußen verringern. Viele Gastronomen haben die Monate im Frühjahr nicht kompensieren können und so finden sich viele neue Namensschilder an den Fassaden wieder. Aber viele haben die Zeit auch genutzt und bieten nun neue Konzepte an. Die Menschen sind näher zusammengerückt, mehr Respekt, Verständnis und Toleranz schwingt überall mit.

Und auch physisch können wir endlich wieder zusammenkommen – es wird wieder getanzt, gefeiert und getagt. Events und Veranstaltungen sind nach wie vor nicht weg zu denken. Und nun auch endlich wieder möglich. Wir bleiben gespannt, was die Zukunft für uns bereit hält.

Portrait Marie Dolzer Assistenz der Geschaeftsfuehrung Teammitglied Muenchen

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