Blog Design Fraktur

April 2018

Fraktur

Der schmale Grat zwischen Tradition und Vergangenheit

Lesezeit: 2 Minuten

Blogbeitrag-Fraktur-TH-Bild

Die Fraktur gehört zu Bayern, wie das bayerische Bier.

Bayerische Designer im Zwiespalt zwischen Tradition und Vergangenheit. Mit der Fraktur balancieren sie auf einem schmalen Weg in eine moderne Zukunft. Lange Zeit wurde die Fraktur als Nazischrift abgetan und für unleserlich erklärt. Zugleich gehörte sie schon immer zum Erscheinungsbild Bayerns. Wir sind die Fraktur so sehr gewohnt, dass sie uns nicht negativ auffällt. Zumindest in Bayern ist sie allgegenwärtig.

Was ist eine Fraktur und warum hat sie zwei Gesichter?

Jeder kennt sie, aber kaum einer kennt ihren Namen. Nahezu jeder bayrische Biergarten, viele Wirtshäuser und bayrische Gaststätten verwenden Frakturen. Bei Hacker-Pschorr, Tegernseer oder Augustiner Bier ist sie kaum vom Etikett wegzudenken und wie seltsam würde das Oktoberfest ohne Fraktur aussehen?

Die Fraktur ist eine Schriftart aus der Gruppe der gebrochenen Schriften, zu denen auch Schriftarten wie gotische Minuskel, Rotunda oder Schwabacher zählen.
Der Name wird von dem lateinischen Wort „fractura“, Bruch, und „fractus“, gebrochen, abgeleitet. Sie war über 400 Jahre die meistbenutzte Druckschrift im deutschsprachigen Raum. Ende des 19. Jahrhunderts wurde sie im Zuge der Internationalisierung langsam von der Antiqua abgelöst.

Erst zur Zeit des Nationalsozialismus erlebte die Fraktur insbesondere als Auszeichnungs- und Textschrift für kurze Zeit eine Renaissance. Sie wurde bis 1941 als „Die deutsche Schrift“ betrachtet. Ein Erlass vom 3. Januar 1941 befreite sie von dieser Bürde. Martin Bormann erklärte im Auftrag des Führers, die der Fraktur ähnliche Schwabacher als „Judenschrift“ und somit die Antiqua zur „Normalschrift“.

Leider brachte auch diese Entscheidung der keine Kehrtwende. Von dem Image des Nationalsozialismus wird sie sich vermutlich nie ganz befreien können. Ihr Einsatz ist für Designer oft eine schwierige Gratwanderung, aber genau diese Problematik macht die Arbeit mit ihr auch umso spannender. Im Zusammenhang mit bayrischem Bier, Essen und der Farbe Blau hat die Fraktur eine absolute Daseinsberechtigung. In dieser Verbindung steht sie für Tradition, Spaß, Freude, Gastlichkeit und Gemütlichkeit.

Es bleibt zu wünschen, dass in Zukunft die positiven Assoziationen überwiegen und dass es Designern leichter fallen wird, die Schrift in neuen Ansätzen und Zusammenhängen zu verwenden. Denn letztendlich ist sie eine vielseitige, aufregende und sehr dekorative Schrift, in der noch mehr steckt, als historische Altlasten, bayrische Tradition und Biergarten-Feeling.

Blogbeitrag-Fraktur-TH-Bild-2
Schwarz Weiß Portrait Lea Grötzinger

Hey,

mein Name ist Lea und ich bin bei Weder & Noch im Bereich Art Direction / Text tätig. Ich freue mich über Feedback oder Ihre Kontaktaufnahme. Wenn Sie mehr über uns als Agentur erfahren wollen, werfen Sie doch einen Blick auf unsere Seite.