Blog Tech Streaming vs. Fernsehen

Januar 2022

Streaming vs. Fernsehen

Streaming: Das Ende für das lineare Fernsehen wie wir es kennen?

Lesezeit: 7 Minuten

Fernbedienung zeigt auf einen Bildschirm mit Filmen

Im Fernsehen läuft schon wieder eine Wiederholung … ab zu Netflix!

Mit fast 210 Millionen zahlenden Nutzern weltweit gehört Netflix zu den größten Streamingportalen – gerade durch die Pandemie sind die Video on Demand (VoD) noch präsenter als jemals zuvor. Besonders im ersten Pandemiejahr 2020 konnte Netflix die eigene Nutzerzahl von 171.769 nochmal um 31.894 auf 203.663 erhöhen. Nur Amazon Prime Video hat da noch die Nase vorn – wobei das Videoangebot bereits in der Prime Mitgliedschaft inkludiert ist.

Nicht nur die Streamingportale mit ihrem Angebot an Filmen, Dokumentation und Serien haben an Abonnenten zugenommen, auch die Anzahl an Livestreams zu Veranstaltungen wie Shows, Messen oder Vorlesungen hat zugenommen. Klar, es war einfach nicht anders möglich Live-Events oder Uni-Vorlesungen oder auch einfach den Schulunterricht wie gewohnt abzuhalten.

Aber warum werden hier immer häufiger die Bilder über das „Neuland“ Internet geschickt, anstatt auf das altbewährte Fernsehen zurückzugreifen? All dies und noch einiges mehr erfahren Sie nach einer kurzen „Werbeunterbrechung“!

Was machen Streamingdienste besser als das Fernsehen?

Nicht nur der Nutzer, sondern auch der Betreiber des Streamingdienstes ist wesentlich flexibler. Man ist hier nicht an einen festen und linearen Sendeplan gebunden, sondern kann nach Lust und Laune zwischen all dem Material, das auf dem jeweiligen Portal angeboten wird, entscheiden. Der Dienstleister kann Videos hochladen und jederzeit live schalten. Der Abonnent muss sich auch nicht extra Zeit freihalten, um das gewünschte Video zu sehen, schließlich steht es ja rund um die Uhr zu Verfügung und es kann selbstverständlich immer pausiert werden.

Natürlich ist, wie man es schon rauslesen konnte, ein Abonnement auch mit einer monatlichen Gebühr verbunden. Allerdings bieten die meisten Streamingdienste einen sehr flexiblen und monatlich kündbaren Vertrag an. Zudem bekommt man hier auch eine bessere Videoqualität als im TV. Selbst bei abgeschlossenen HD+ oder ähnlichen Verträgen kommt hier der Großteil der ausgestrahlten Inhalte nur in einer Auflösung von 720p oder geläufiger unter dem Namen „HD-Ready“ auf dem TV-Gerät an. Bei Netflix stehen, je nach Vertrag, Inhalte mit bis zu 4k Auflösung bereit.

Apropos TV-Gerät, Streams kann man eben nicht nur hier schauen, sondern eben auch auf so ziemlich allem was einen Bildschirm und eine Internetverbindung hergibt. Bei einer längeren Reise mit dem Zug oder im Flugzeug kann man so ohne Probleme auf dem Smartphone, dem Tablet oder dem Laptop einen Film genießen. Die einzige Einschränkung hierbei ist lediglich unser gutes deutsches Mobilfunknetz.

Sobald der Empfang weg ist, war es das dann auch mit dem Video, oder? Nein, denn auch hier gibt es mittlerweile von einigen Anbietern eine Lösung mit der Offlinewiedergabe. Man kann sich im Vorfeld einfach den Wunschfilm oder -serie zuhause herunterladen und kann diese so dann jederzeit und überall, unabhängig von der Internetverbindung unterbrechungsfrei schauen.

Wir unterbrechen die Werbung für eine Werbeunterbrechung!

Was allerdings wahrscheinlich die meisten Konsumenten am meisten stören sind die Werbeunterbrechungen. „Die Werbung wird immer länger! Die Werbung dauert doch genauso lange wie der Film!“ Ein nicht allzu selten gehörter Ausspruch, wenn es um das Fernsehen geht und dann werden auch immer die letzten beiden Filmminuten vor der Werbebrechung wiederholt, um den Film möglichst zu strecken.

Wie so vieles in Deutschland ist selbstsprechend auch die Länge der Werbung reglementiert. Diese darf nicht mehr als 20 % des Sendeinhalts ausmachen. Sprich von einer Stunde Sendezeit dürfen maximal 12 Minuten Werbung sein. Wobei es auch hier wieder Tricks gibt. So werden häufig gerne Sponsoren genutzt und der Zuschauer durch den prominenten Hinweis „Dauerwerbesendung“ darauf hingewiesen – man erinnert sich nur an die zahlreichen Live-Events von Stefan Raab. Ebenfalls zählt Werbung für das eigene Programm durch Trailer oder Ähnliches auch nicht unter Kategorie Werbung.

Sprich man immer deutlich länger vor dem Fernseher sitzt als der Film tatsächlich dauert. Außerdem wird man teilweise aus einer spannenden Szene in die Werbeunterbrechung komplett herausgerissen. Das kann bei Streamingdiensten nicht passieren und ist dadurch sehr vielen Kunden auf jeden Fall ein Abonnement von zehn bis 15 Euro wert.

Da stellt sich nun die Frage wofür gibt es noch das Fernsehen?

Nun ja, in unsere Gesellschaft hat sich das Fernsehen sehr stark integriert. Gewohnheiten wie z.B. der Tatort am Sonntag um 20:15 Uhr oder die Bequemlichkeit sich nach einem anstrengenden Arbeitstag, ohne sich groß Gedanken machen zu müssen einfach auf die Couch zu sitzen, das Fernsehgerät einzuschalten und sich einfach berieseln zu lassen sind so bei vielen in Deutschland stark verwurzelt.

Man muss schon zugeben, die Bedienung und die Einrichtung ist sehr einfach. Man muss sich einfach um wenig kümmern. Man schaltet den Fernseher an und schon kann man gucken. Manchmal nervt es auch einfach sich aus der riesigen Auswahl an Tausenden Filmen und Serien einer Mediathek sich einen passenden Film auszusuchen.

Wenn man allerdings die jüngere Generation befragt, ist das Medium TV bei ihnen nicht mehr so stark präsent. Da man TV-Quoten tatsächlich einfach nur überschlagsartig ausgegeben bekommt fällt hier ein Vergleich sehr schwer. Für die Ermittlung der Einschaltquoten ist die AGF Videoforschung GmbH verantwortlich. Knapp 5.000 Haushalte in Deutschland, die den Bevölkerungsdurchschnitt abbilden, wurden mit einem Endgerät ausgestattet, welches genau aufzeichnet, was wann und wie lange geschaut wird.

Mit einer Anzahl von über 5.000 teilnehmenden Personen ist die Erhebung durchaus repräsentativ und aussagekräftig, wird am Ende des Tages aber auch nur hochgerechnet. Beim Streaming sind die Quoten bis ins kleinste Detail exakt. Auch hier macht die Möglichkeit einer Interaktion zwischen Produzenten bzw. Protagonisten und dem Publikum bspw. über einen Livechat den großen Unterschied. Viele Formate z.B. auf der Plattform Twitch wie „Zuschauer bestimmen was ich mache“ nutzen diese Chatfunktion und sorgen für gute abwechslungsreiche Unterhaltung und komplett neue Möglichkeiten.

Streaming kann jeder!

Nicht nur Konsum von Netflix wird immer einfacher, nutzerfreundlicher und bekommt stetig neue Funktionen, sondern auch die Produktion von eigenem Content geht – verglichen mit dem klassischen TV – ziemlich einfach. Während man Fernsehen überhaupt erstmal einen eigenen Sender benötigt, damit einhergehend auch eine Rundfunklizenz, als auch sonstige weitere gesetzliche Auflagen erfüllen muss, ist Streaming dagegen nahezu ein Kinderspiel.

Einfach einen Account bei Twitch, Youtube oder ähnlichen anlegen, am PC die benötigte Software installieren, Kamera und Mikrofon anschließen und fertig. Das kann fast jeder und zeigt sich auch in dem Erfolg von Plattformen wie Twitch, wo professionelle Twitcher, aber auch Personen einfach in ihrer Freizeit Videospiele oder auch alles andere livestreamen – die Zuschauer können live interagieren.

Wie steht es dann also um die Zukunft des Fernsehens?

Aus unseren eigenen Agenturerfahrungen wissen wir, dass das klassische TV nach wie vor eine große Rolle spielt. Für diverse Kunden haben wir bereits Werbespots oder Trailer erstellt. Andererseits haben wir mit Spoonfellas auch eine Streamingplattform für die Gastronomie als Kunden im Portfolio. Für andere Kunden wiederum setzen wir regelmäßig Livestreams um – es kommt immer auf die Zielgruppe, Budget, Ziel und die Zielgruppe an. Alles hat seine Daseinsberechtigung und diese Medien und Plattformen sollten nicht als Konkurrenten gesehen werden, sondern können den eigenen Marketing-Mix sehr sinnvoll ergänzen.

Wie ich schon erwähnt habe, denke ich, dass das klassische Fernsehen einfach (noch) viel zu stark in den Alltag unserer Gesellschaft integriert ist als dass das Streaming dieses so schnell ersetzen würde. Auch trotz der Möglichkeiten von Tablets und e-Readern für E-Books sind klassische Bücher und die gedruckte Zeitung, entgegen einigen Prognosen, nicht verschwunden. Aber schon jetzt ist erkennbar, dass das Streaming bei der jüngeren Generation immer mehr das Fernsehen ablöst. Die Zeit wird zeigen, inwiefern sich das Fernsehen weiterentwickelt und ob das Streaming überhaupt die letzte „Entwicklungsstufe“ ist. Wie bei einem guten Film bleibt es spannend.