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März 2022

Inklusives Design

Digitale Barrierefreiheit

Lesezeit: 5 Minuten

Titelbild mit dem Text Inklusion

Inklusives Design in der digitalen Welt

Anknüpfend an den Blogbeitrag „Barrierefreie Webentwicklung“ möchte ich mit dem Thema barrierefreies oder inklusives Design im Allgemeinen widmen. Natürlich ist Barrierefreiheit heutzutage vor allem im digitalen Bereich wichtig, aber Printmaterialien oder Richtlinien bei der Erstellung eines Corporate Designs können genauso wichtig sein.

Beginnen wir mit den Basics. Vieler dieser Punkte erscheinen für uns selbstverständlich, sind jedoch für Menschen mit Einschränkungen wichtig und ermöglichen bzw. erleichtern ihnen den Zugang zu Informationen. So gibt es zahlreiche Stellschrauben für inklusives Design, die wir Ihnen im Folgenden einmal vorstellen möchten.

Keine Experimente

So banal das vielleicht klingen mag, aber Design ist am inklusivsten, wenn bei der Wahl des Formats, des Drucks und der Verarbeitung von Papier auf Experimente verzichtet wird. Einer Person mit Einschränkungen, egal welcher Art, fällt es leichter mit einem Flyer im klassischen DIN-Format, mit in klassischer Leserichtung (natürlich ist das abhängig von Kulturkreis und Sprache) gesetzten Inhalten und einer, wenn nötig, einfachen Falzung. Bei der Produktion von Druckprodukten ist auf reflexionsarmes Papier (Naturpapier oder Bilderdruck matt) und auf eine ausreichende Grammatur, damit nichts durchscheint, zu achten.

Kontraste

Bei Gestaltung ist generell auf einen hohen Kontrast zu achten. Das gilt für Schriften und deren Hintergrund, für Bilder, für die Wahl der verwendeten Farben, die Gestaltung von Piktogrammen oder Icons und natürlich auch bei Logos. Bei Piktogrammen sollten die klassischen und bereits gelernten Motive zum Einsatz kommen, also beispielsweise eine Frau und ein Mann, um auf eine Toilette hinzuweisen. Außerdem ist es wichtig hierbei auf eine ausreichende Strichstärke und auf eine zu kreative Gestaltung der Icons zu verzichten.

Zu empfehlen ist es einen möglichst hohen Kontrast zwischen den einzelnen Elementen zu schaffen. Allgemein lässt sich sagen, je höher der Kontrast bei allen diesen Elementen, desto leichter sind Inhalte und Informationen erkennbar und umso leichter fällt es Personen mit Einschränkungen die von uns gestalteten Medien zu konsumieren. Den höchsten Kontrast schaffen ein 100%-iges schwarz und weiß. Aber natürlich heißt das nicht, dass nur noch in diesen beiden Farben gestaltet werden soll.

Um die Leserlichkeit bzw. die Barrierefreiheit der eigenen Gestaltung festzustellen, können die ausgewählten Farben hier mit Hilfe eines Kontrastrechners, sowohl für die digitale als auch analoge Anwendung, überprüft werden.

Buchstabenreihen mit gut und schlecht lesbarer Schrift

Schriftenwahl

Um auch hier für ein gute und leichte Wahrnehmung der Inhalte zu sorgen, empfehlen wir eine umsichtige Wahl der Typografie. Zur Enttäuschung einer jeder Designerin und eines jeden Designers sollte auf typografisch Experimente und verspielte oder ausgefallene Schriften verzichtet werden.

Es ist ratsam, statt einer Serifenschrift auf eine gut lesbare Grotesk mit möglichst offenen Buchstaben zurückzugreifen. Je „geschlossener“, verspielter oder verzierter Schriftarten sind umso schwieriger sind die einzelnen Buchstaben voneinander zu unterscheiden. Genauso sollte auch auf Schriften mit großen Strichstärkenunterschieden und generell auf Script Fonts verzichtet werden.

Zur Hervorhebung wichtiger Bereiche sollten keine kursiven Schriftschnitte oder Unterstreichungen verwendet werden. Auch sollte keine Typografie auf mehrfarbigen Flächen oder Bildern zum Einsatz kommen. Sollte dennoch Schrift auf Farbflächen nötig sein, ist auf einen möglichst hohen Kontrast zwischen der Farbe des Hintergrunds und der Schriftfarbe zu achten.

Lesbarkeit

Bei der Lesbarkeit von Texten denkt man im ersten Moment an das Thema Schriftgröße. Und ja auch dies ist ein wichtiger Bestandteil dieses Bereiches, allerdings gibt es noch weitere Stellschrauben an denen gedreht werden kann, um eine gute Lesbarkeit zu garantieren. Zu nennen sind Schlagworte wie der Zeilenabstand, die Zeilenlänge und klar getrennte Spalten und Absätze.

Aber auch das Verwenden von Gemischtschreibweise im Gegensatz zu Versalien erleichtert Menschen mit beispielsweise visuellen Einschränkungen das Lesen und Verstehen. Auch der Satz kann das Lesen erschweren oder erleichtern. Der linksbündige Flattersatz folgt der klassischen Leserichtung und bildet links eine klare Kante, an der sich das Auge gut orientieren kann und der Betrachter sich so optisch gut über die Seite navigieren kann.

Verständlichkeit

Natürlich trägt der Satz von Texten zum Verstehen von Inhalten bei, aber auch die Formulierung der Inhalte sind nicht von der Hand zu weisen. Hier fällt meist der Begriff „Leichte Sprache“. Bei leichter Sprache handelt es sich um eine speziell geregelte einfache Sprache.

Mittels kurzer Sätze, einfachem Satzbau, dem Verzicht auf Fremdwörter, lange Wörter, Konjunktiv und Redewendungen wird versucht Inhalte möglichst einfach und schnörkellos zu vermitteln. Generell wird empfohlen in Texten klare inhaltliche Strukturen zu schaffen, diesen mit Zwischenüberschriften und Absätzen zu gliedern und wichtige Inhalte mit Hilfe von Stichpunkten hervorzuheben und so aus dem Fließtext auszugliedern.

Also kurz gesagt den Inhalt möglichst einfach und leicht verständlich aufzubereiten. Zur Kontrolle gibt es, wie es ein Lektorat für eine finale Rechtschreibprüfung gibt, ebenso Stellen welche Text in Bezug auf leichte Sprache Korrektur lesen und für „leicht genug“ befinden.

Inklusives Design: Mein Fazit

Inklusives Design ist ein allgemein wichtiges Thema, um in einer sozialen Gesellschaft niemanden auszuschließen oder Informationen vorzuenthalten. Natürlich kann und will man sich als Gestalter nicht immer an alle dieser Regeln halten, aber es ist sehr wichtig sich mit dem Thema „Barrierefreiheit“ vertraut zu machen und zu wissen welche Kriterien hierbei wichtig sind. Je nach Kunde, Budget und Projektumfang kann es nötig sein, sich mehr oder weniger, an diese Richtlinien zu halten. Immer mehr Unternehmen, staatliche Institutionen tun dies sowieso schon länger, achten auf Barrierefreiheit. Bereits heute sind zahlreiche Gestalter und Agenturen auf diesem Gebiet sowohl beratend als auch in der Umsetzung tätig.