Blog Strategie Hip-Hop: Von der Straße ins Marketing

Dezember 2023

Hip-Hop: Von der Straße ins Marketing

Get Rich or Die Tryin' – was man im Marketing von Rapper:innen lernen kann

Lesezeit: 7 Minuten

Mikrofon mit Schallplatte, Stift und Geldscheinen

Hip-Hop: Eine Blaupause fürs moderne Marketing?

Ist „Get Rich or Die Tryin'“ das Beste Hip-Hop Album aller Zeiten? Wahrscheinlich nicht. Aber eines ist sicher: Diese Phrase und der Name des Rappers 50 Cent sind Synonyme für Erfolg. Heute sitzt 50 Cent auf einem beachtlichen Vermögen und lebt einen Traum, den viele verfolgen, denn Hip-Hop gehört zu den erfolgreichsten Genres weltweit. Entsprechend viel Geld liegt bereit, nur darauf wartend, in die Taschen talentierter Sprechgesangsartisten zu fließen. Hip-Hop ist längst nicht mehr nur Musik – es ist ein globales Phänomen und eine Geldmaschine für diejenigen, die verstehen die Mechaniken für sich zu nutzen. Der Titel von 50 Cents Debütalbum hat sich von einem einfachen Intro-Titel zu einem Mantra entwickelt, das heute in der Welt des Marketings wichtiger ist, denn je.

Kurz und knapp: Das sind unsere Top 7 Learnings:

Learning 1: Deine Marke kreieren und pflegen

Deine Marke besteht mehr als nur aus Logo oder Slogan. Sie ist das Gesamtwerk deiner Kommunikation. Jeder Post, jedes Bild, jeder Touchpoint mit der Zielgruppe (Community) repräsentiert und „baut die Brand“. Nutze das bewusst und zielgerichtet, um dich abzuheben!

Learning 2: Visuelle Marker setzen (Key Visuals)

Von Tattoos bis zu Adlibs – Key Visuals helfen, Aufmerksamkeit zu erregen. Finde heraus, was als charakteristischer „Anker“ für deine Marke dienen kann.

Learning 3: Community-Aufbau und -Interaktion

Auf Plattformen wie Instagram oder LinkedIn ist es entscheidend, eine Community aufzubauen und zu füttern. Werde zum Freund deiner Follower, denn Freunden hört und vertraut man mehr.

Learning 4: Relevanz und Glaubwürdigkeit

Bleibe relevant und echt, wie Sido, der aus seinem Leben erzählt. Setze auf Storytelling, das berührt und in Erinnerung bleibt. Denn die Glaubwüdigkeit der „Brand-Persönlichkeit“ macht eine starke Marke aus.

Learning 5: Medieneinsatz nach Zielgruppe

Jedes Medium hat sein Format. Verstehe und nutze die Kanäle, die du bespielst, bewusst. TikTok erfordert z.B. anders aufbereiteten Content als YouTube – passe dich an und plane wie Rapper:innen ihre Promophase um Releases herum strategisch.

Learning 6: Grenzen des Geschäftsmodells erweitern

Erweitere dein Geschäftsmodell sinnvoll, wie RAF Camora mit seinem Buch oder Bones mit Tabak. Bleibe innovativ, aber mit Bezug zu deinem Kerngeschäft, ohne den Bogen zu überspannen.

Learning 7: Zielgerichtete Kollaborationen

Kollaborationen müssen einen Mehrwert für die Marke stiften, wie das Beispiel von Apache 207 und Udo Lindenberg zeigt. Und, ein Mehrwert muss nicht nur mehr Umsatz oder mehr Streams bedeuten – zumindest am Anfang. Eine ungewöhnliche, aber ergänzende Partnerschaft kann neue Horizonte öffnen.

Authentizität verkauft: Branding-Lektionen aus der Hip-Hop-Szene

In einer Welt, in der Marken um die Gunst der Konsumenten buhlen, erinnert uns 50 Cent daran, dass einprägsame Namen und prägnante Slogans Gold wert sind. Im Marketing geht es darum, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen – mit Worten, die haften bleiben, und Marken, die Geschichten erzählen. „Get Rich or Die Tryin'“ ist nicht nur ein Albumtitel, es ist eine Einstellung, die zum Erfolg anspornt, Kreativität fördert und die Bedeutung von Zielstrebigkeit hervorhebt.

Sei du selbst!

Echte Geschichten – oder solche, die zumindest so wirken – verkaufen sich am besten, das ist in der Welt des Hip-Hops bekannt. Sido ist beispielsweise ein Meister darin, seine persönlichen Erfahrungen in Hits umzuwandeln (1000 Tattoos, Versager oder Liebst du mich). Die Interpreten verarbeiten ihre Lebensgeschichten in ihrer Musik und schaffen so eine echte Verbindung zum Publikum. Die Moral der Geschichte? Sei authentisch und täusche nichts vor – oder wenn doch, dann lass dich zumindest nicht dabei erwischen! Oder um Kollegah zu zitieren: „Und ey, ich hatte zwar meistens Glück. Doch es ist wie Bumerangwerfen – die krummen Dinger, die man dreht, kommen irgendwann auf einen zurück.“ Im Zeitalter des Internets ist es einfacher als je zuvor Informationen zu überprüfen – umso leichter ist es auch Lügen zu enttarnen und der nächste Shitstorm ist vorprogammiert! Deine Marke sollte so einzigartig, authentisch und echt sein wie ein Freestyle-Rap, der direkt aus dem Herzen kommt.

Das A und O: Auffallen, polarisieren und originell sein!

Cro‘s und Panda-Maske, RIN’s „Oh Junge“ Adlibs, Capital Bra „Lelele”-Ausrufe oder Skis Aggus Brille – alles auffällige Markenzeichen. Genau, solche Dinge bleiben im Gedächtnis. Im Marketing ist es entscheidend, sich abzuheben und aus der Masse herauszustechen. Schaffe einprägsame Key Visuals die deine Brand supporten. Ob mit einer Maske, einem unverwechselbaren Logo oder einem einzigartigen Slogan – sorge dafür, dass deine Marke unvergessen bleibt und sich von der Konkurrenz unterscheidet.

Die Macht der Kollaboration

Wenn sich zwei Rapper für einen Song zusammenschließen, ist ein Hit quasi garantiert. Ein aktuelles Beispiel ist Shirin David – ob mit AK Ausserkontrolle, Haftbefehl, Shindy oder Helene Fischer, sie erweitert ihre Zielgruppe und erreicht Hörer:innen, die sie zuvor vielleicht noch nicht kannten. Vielleicht ist Shirins Ziel der Koop mit Helene, dass sie als (ernsthafte) Künstlerin wahrgenommen wird – in einer anderen Community. In Helenes Community reitet Shirin auf einem Brand-Windschatten, der für sie einen hohen Mehrwert darstellt und zur Evolution ihrer Brand beiträgt. Genauso verhält es sich im Marketing. Capital Bras Pizza-Deal? Xatars Tiefkühl-Köftespieße? Haftbefehls Eistee namens HafTea? Das sind alles Paradebeispiele für erfolgreiche Cross-Promotion. Kooperationen erhöhen deine Reichweite und bringen frischen Wind in deine Marke. Vor allem Food-Kooperationen sind risikoarm (außer es schmeckt natürlich nicht) und können schnell und relativ unkompliziert umgesetzt werden.

Social Media – Dein digitaler Mic-Drop

In der Rap-Welt ist Social Media das Mikrofon, das nie abgeschaltet wird. Sido, die 187 Straßenbande, Badmómzjay und andere zeigen, wie es funktioniert: Posten, tweeten, teilen und ständig in Verbindung mit der Fanbase bleiben. So baust du eine Community auf, die deine Marke liebt und unterstützt. Für Marken bedeutet das, aktiv und authentisch in den sozialen Netzwerken zu sein (vorzugsweise ohne Beef) und einen direkten Draht zu den Kunden zu pflegen.

Über den Tellerrand hinausschauen

Rapper sind nicht nur Musiker – sie sind Unternehmer, Designer, manchmal sogar Autoren. Bushido zum Beispiel hat sich weit über die Musikszene hinaus einen Namen gemacht. Selbst Boomer, die oft nichts mit Rap am Hut hat, kennt Bushido. Farid Bang bietet mit seiner Modemarke „Helal Money“ neben Merchandise auch Produkte an, die Außenstehende nicht unbedingt mit ihm in Verbindung bringen würden. RAF Camora veröffentlichte 2021 seine Autobiografie „Der Pakt“ als Buch und landete prompt auf den Bestsellerlisten. Oder Toxik – bekannt als Redakteur und Interviewer bei hiphop.de hat mit einem Geschäftspartner die Agentur „The Ambition“ gegründet, die sich selbst als „Europe’s leading one-stop-shop for Hip-Hop culture“ bezeichnet. Der Mitgründer Philipp Böndel ist auch Mitinhaber der Düsseldorfer Agentur „BUTTER.“ Deine Marke sollte ebenfalls über den Tellerrand hinausschauen – erweitere deinen Horizont und probiere neue Dinge aus.

Fazit: Rap-Star-Weisheiten fürs Branding

Wenn jetzt die Stimmen laut werden und aus der Menge „Sellout“ geschrien wird, ist das natürlich nichts Neues und gehört zum Hip-Hop wie Dr. Dre, Biggie oder 2Pac. Solche Rufe sind fast ein Gütesiegel für den Erfolg; sie signalisieren, dass ein Künstler eine bedeutende Stufe der Anerkennung erreicht hat – einen Punkt, an dem die kommerzielle Anziehungskraft genauso stark ist wie die Glaubwürdigkeit auf der Straße. Es ist der Moment, in dem Künstler aus der Nische in den Mainstream übergehen und ihre Kunst mehr Ohren erreicht. Das Phänomen des „Sellouts“ ist also nicht nur ein Zeichen für den kommerziellen Durchbruch, sondern auch ein Indikator für die dynamische Kultur des Hip-Hops, in der Authentizität und Kommerz ein spannendes Battle-Rap-Match führen.

Also check unsere Learnings nochmal und überleg dir, wie du das auf deine Brand bzw. auf dein Marketing übertragen kannst. Mehr zum Thema Branding, Strategie und Social gibt’s auf unserem Blog und Social-Media-Kanälen.

Dennis Luft Junior Strategie Team

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mein Name ist Dennis und ich bin bei Weder & Noch im Bereich Strategy tätig. Ich freue mich über Feedback oder Ihre Kontaktaufnahme. Wenn Sie mehr über uns als Agentur erfahren wollen, werfen Sie doch einen Blick auf unsere Seite.