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August 2020

Gastronomie – eine Ausbildung, die bildet

Und aufs Leben vorbereitet

Lesezeit: 4 Minuten

Kellnerin mit Sektflasche

Damals war alles anders

Es war einmal vor langer, langer Zeit im Jahre 2008. Da saß der kleine, fünfzehnjährige Clemens vor seinem Windows 98 Rechner und suchte nach Ausbildungsstellen. Eine Ausbildung zu machen war damals für mich die einzige Option, da Schule und weiter lernen mir viel zu trocken erschienen. Dass ich in die Gastronomie wollte, war mir klar – diese Vielfalt im Arbeitsalltag und der Kontakt mit Menschen faszinierten mich einfach.

Mit 15 Jahren und als jüngster von zwei Brüdern wurde ich damals als das Nesthäkchen betitelt und war zugegebenermaßen eventuell auch etwas unselbstständig. Mit dieser behüteten Weltansicht trat ich also meine Ausbildung als Hotelfachmann an. Dass mir hier nichts geschenkt werden würde, machte mir der Blick auf den Ausbildungsplan klar: erstmal 6 Monate auf Etage Zimmer reinigen.

In den weiteren Ausbildungsjahren folgte neben den Stationen im Service, an der Rezeption und in der Küche auch noch der Abwasch, wo ich Teller und Pfannen reinigen musste, und das 8-10 Stunden am Tag. DAS bildet! Die Zeit war bestimmt nicht einfach und diese Tätigkeit mag der ein oder andere eventuell als einfache und nichtessenzielle Arbeiten betiteln. Weit gefehlt, denn nach der Ausbildung schlüpfte aus dem Nesthäkchen ein für sich selbstsorgender junger Erwachsener mit sogenannten „Skills„.

Selfie von Clemens

Soft Skills

Somit sind wir schon beim eigentlichen Thema angelangt – Soft Skills und wie sich diese durch alle Stufen des Seins ziehen. Angefangen mit dem peniblen Streben nach Ordnung, Struktur und im weiteren Sinne nach Perfektion. Viele kennen den Spruch: „Nur ein Genie erkennt die Ordnung im Chaos!“ – doch nicht jeder ist schließlich ein Genie. Mehr zum Thema Soft Skills und Körpersprache lesen Sie in unserem Artikel Die richtige Körpersprache“.

Nun ja, welche Aspekte des täglichen Tuns können übertragen werden?

Lasst mich Euch ein paar Beispiele aufzeigen: Ordnung: Ordnung auf dem Tisch (ob Schreib- oder Esstisch ist hier gleich) erzeugt Übersichtlichkeit und die Übersicht bewahren, auch wenn viele unterschiedliche Schritte anstehen, ist gerade in Stresssituationen eine wünschenswerte Eigenschaft eines Mitarbeiters. In Richtung Struktur weitergedacht: was denkt Ihr, bringt Euch ein Mitarbeiter, bei dem alle Gläser im Regal mit dem Logo zum Gast ausgerichtet sein müssen? Richtig, ein Streben nach einer guten Außenwirkung der Firma!

Und naja, zum Thema Perfektion muss man nicht viel sagen, erreicht wird sie nie, aber der Versuch ist definitiv lobenswert.

Aufgeraeumter Schreibtisch

Auch um 2 Uhr nachts – Alltag in der Gastronomie

Zurück zum mittlerweile nicht mehr ganz so kleinen Clemens. Nach 3 Jahren Ausbildung und weiteren 7 aktiven Jahren in diversen Berufen als Hotelfachmann, Sommelier und Möbelpacker bildetet sich Charakter, Weinexpertise und Rückgrat. Wieso Möbelpacker fragt Ihr Euch? Weil ungefähr jeden Tag Tische, Stühle, Couchen, Zapfanlagen, Sideboards u.v.m. von A nach B geschleppt werden müssen. Wie sonst soll man in ein und demselben Raum Hochzeiten, Geburtstage, Tagungen, Interviews, a la Carte- und Bankettservice anbieten?

Zurück zu den Soft-Skills. Charakter bildet sich, wenn man über sich selbst hinauswachsen muss, eventuell bin ich deshalb 195 cm groß geworden! Rückgrat entwickelte sich ganz nebenbei, denn wer tagtäglich mit den verschiedensten Menschen zu tun hat, der muss lernen, zwischen gutem und übertriebenem Service zu unterscheiden. Er lernt, wann er und seine Arbeitskraft geschätzt wird und wann sie ausgenutzt wird.

Klar: Nein zu sagen lernt man, wenn man um 2 Uhr morgens nicht nochmal einen letzten Gin & Tonic ausschenkt, da nur noch zwei Gäste in der Bar sitzen. Irgendwann will ein jeder mal Feierabend machen!
Wer schon einmal um 2 Uhr nachts den (fünften) letzten Gin & Tonic trinken wollte, weiß, wie gut der Kellner im Umgang mit Menschen sein muss!

Soft-Skills wie Persönlichkeiten einschätzen zu können, um die richtige Ansprache und das passende Wording zu finden, sind hier essenziell. Lange und stressige Arbeitstage sind keine Seltenheit in der Gastronomie, doch anstatt über die Überstunden „angefressen“ zu sein, kann man stolz auf sein eigenes Durchhaltevermögen sein. Schwierige Gäste oder Kunden kennt wahrscheinlich jeder, dennoch immer ein Lächeln zu bewahren und freundlich, aber entschlossen zu agieren ist – mit Verlaub – eine Kunstform!

Natürlich bereichern nicht nur meine Soft Skills meine aktuelle Position, sondern auch die Hard Skills, die ich über die Jahre in der Gastronomie sammeln durfte. Vor allem bei unserer Vielzahl an Gastronomie-Kunden, wird diese Expertise und auch das Verständnis für deren Alltag sehr geschätzt.

Warum eigentlich diese Selbstbeweihräucherung?

Fassen wir zusammenwelche Soft-Skills ich also von meiner gastronomischen Erfahrung ins Projektmanagement bringen konnte:
  • Ordnung
  • Struktur
  • Integrität
  • Menschenkenntnis
  • hoher Selbstanspruch
  • Durchhaltevermögen
  • Wertschätzung gegenüber allen Menschen und jeglicher Tätigkeit.

Letzteres ist für mich das Wichtigste!

Clemens Bergbauer Junior Projektmanager Teammitglied Muenchen

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mein Name ist Clemens und ich bin bei Weder & Noch im Bereich Account- und Projektmanagement tätig. Ich freue mich über Feedback oder Ihre Kontaktaufnahme. Wenn Sie mehr über uns als Agentur erfahren wollen, werfen Sie doch einen Blick auf unsere Seite.