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Juni 2022

FOMO im Marketing

Von der Angst etwas zu verpassen

Lesezeit: 5 Minuten

2 Personen: Einmal am Handy (FOMO) und einmal bei anderen Aktivitäten (JOMO)

FOMO im Marketing

Gelangweilt scrollen wir beiläufig durch die sozialen Medien. Die Freundin, die einen Wein in Italien trinkt und der Freund, der auf der Party seines Lebens tanzt, während man selbst zuhause ist. Ein leicht beklemmendes Gefühl breitet sich aus – FOMO?

Was ist FOMO?

FOMO – die Abkürzung für „Fear of missing out” bezeichnet die Angst, andere könnten etwas Großartiges erleben und man selbst verpasst es. Dieses Gefühl hat wohl jede:r schon einmal gehabt, denn die Angst, durch eine falsche Entscheidung noch im gleichen Moment eine andere, noch bessere Möglichkeit zu verpassen, sitzt tief.

Woher kommt die Angst etwas zu verpassen?

Die Angst etwas zu verpassen, reicht weit in die Menschheitsgeschichte zurück. Früher konnte das Verlassenwerden im Extremfall lebensbedrohliche Ausmaße annehmen. Psycholog:innen beschreiben dieses Phänomen als sehr mächtig, da es tief im Gehirn verankert ist: „Wenn wir in kleinen Gruppen herumstreiften, war es überlebenswichtig, auf dem Laufenden zu bleiben.

Wenn Sie sich beispielsweise keiner neuen Nahrungsquelle bewusst sind, haben Sie buchstäblich etwas verpasst, das den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten könnte.“ (Anita Sanz). Somit ist FOMO auch heute in vielen Lebensbereichen präsent: Im Nachrichtendienst, in den digitalen Medien sowie bei Planungen von Aktivitäten.

Wie wirkt FOMO im Marketing?

Exklusive Angebote, Newsletter-Abos oder Push-Benachrichtigungen drücken gerne denselben Trigger, um uns zu suggerieren, dass uns andernfalls etwas entgeht. FOMO-basiertes Marketing setzt diese besondere Gefühlsebene ganz gezielt ein.

Im FOMObasiertem Marketing werden diese Gefühle bewusst getriggert. Das Bedürfnis, ständig die neuesten Infos zu haben, werden gezielt hervorgerufen und verstärkt. Die Aufmerksamkeit der Zielgruppe wird dadurch schnell erlangt und ein effizienter Sales-Hebel betätigt.

Über Smartphones und mobile Endgeräte erreichen uns ununterbrochen neue Reize und Produkte, gekoppelt mit dem Drang, diese haben zu wollen. FOMO-Marketing löst den Wunsch aus, Produkte und Dienstleistungen zu kaufen. Hier werden auch Impulskäufe begünstigt, durch die kurze Reaktionszeit und schnelle Handlungsbereitschaft. Die Konusment:innen kaufen die Produkte, aus Angst etwas Gutes verpassen zu können.

Fear Of Missing Out in den sozialen Medien

Soziale Medien sind die ideale Spielwiese und die Millennials eine der größten potenziellen Zielgruppen. Mit weltweit über drei Milliarden aktiven SocialMediaNutzer:innen gibt es hier einen riesigen Adressatenkreis, der mit dieser Strategie gut erreichbar ist.

Die sozialen Netzwerke verschaffen einen permanenten Einblick darüber, was in der Welt gerade passiert und was Idole, Influencer oder Freunde in ihrem Alltag unternehmen. Der Wunsch, online auf dem Laufenden zu bleiben, um ständig im Blick zu behalten, was sie offline verpassen würden, verstärkt sich.

Wie erzeugt man FOMO auf Social Media?

  1. Zeitdruck: Nutzer:innen haben das Gefühl, sie hätten nicht viel Zeit um nachzudenken und führen deshalb eher eine Handlung (z.B. einen Kauf) aus. Oft finden Sie Formulierungen, wie „nur noch heute“, „nur noch für kurze Zeit“ oder es wird mittels Deadlines kommuniziert.
  2. Verknappung / Mangel: Angst, andere würden Ihnen zuvorkommen und das letzte noch verfügbare Produkt kaufen. Ziel: Konsumenten und Konsumentinnen bestellen, reservieren und kaufen sofort. Formulierungen, wie „nur noch wenige auf Lager“, „nur noch ein Stück“ oder „letzte Chance“ und „nur noch x Stück verfügbar“.
  3. Exklusivität: Der Begriff „exklusiv“ löst bei Menschen das Bedürfnis aus, dazuzugehören. Beispiele sind Limited Editions von Produkten und besondere Leistungen (z.B. Samples oder kostenlose Leistungen bei Abo-Abschluss). Kund:innen verbinden Zeitdruck gerne mit Exklusivität.
  4. Influencer Marketing: Der Einsatz von User Generated Content bietet einige Vorteile. Profitieren kann man dabei von der Reichweite und dem Vertrauen, den die Zielgruppe an die Influencer haben. Die Wahl des passenden Influencer ist hier ausschlaggebend für Erfolg (Marke und die Produkte müssen zum Influencer passen). Eine große Rolle dabei spielt der Social Proof: Empfehlungen oder Produktbewertungen von früheren Verbraucher:innen.
  5. Dringlichkeit durch Farben erzeugen: In Bildern lassen sich Farben gezielt einsetzen, um Gefühle zu erzeugen. So auch die Farbe „Rot“ als klassische Sales-Farbe.

FOMO in Social Media = Manipulation der Nutzer:innen?

Psychologie im Marketing einzusetzen, heißt nicht selbstverständlich Manipulation. Psychologie ist generell ein gern genutztes und weitverbreitetes Mittel im Marketing. Auch hier sollte es darum gehen, den Nutzer:innen Produkte nicht aufdrängen zu wollen und aggressiv zu bewerben, sondern Lösungen mit echtem Mehrwert zu vermarkten. Am besten sollte man FOMOMarketing gezielt einsetzen und unterschiedliche Strategien verwenden. Wenn es bei allen Beiträgen darum geht, Zeitdruck und Knappheit zu erzeugen, nutzt sich der Effekt ab und man verliert an Glaubwürdigkeit.

Fun-Fact: Die Gegenbewegung von FOMO wird übrigens als JOMO „Joy of missing out“ bezeichnet. Hier freut man sich über Verpasstes und legt bewusst sein Handy weg. Man emanzipiert sich von der Filterbubble und konsumiert digitale Medien bewusster.

Fazit

Die Anzeichen für FOMO sind zahlreich:

  • Häufiges checken des Social-Media-Feeds und der Nachrichten, um immer auf dem neuesten Stand zu sein.
  • Konzentrationsprobleme, da das Smartphone ablenkt.
  • Nervosität, wenn das Handy nicht nach Neuigkeiten überprüft werden kann.
  • Obwohl Sie zu Hause bleiben wollten, fühlen Sie sich niedergeschlagen, wenn Ihre Freunde etwas tolles ohne Sie unternehmen.

Der FOMO Effekt ist für viele Unternehmen fester Bestandteil der Marketingstrategie – und er wirkt. Maßnahmen, wie der Sommerschlussverkauf oder der Black Friday sind typische Beispiele für das FOMO Marketing. Gezielt eingesetzt, kann es dabei helfen, eine vorab geplante Interaktion auszulösen. Wichtig ist es dabei einen wirklichen Mehrwert zu schaffen, um die Kaufentscheidung zu erleichtern!