Blog Unkategorisiert Das Billy-Regal Phänomen

Juni 2018

Das Billy-Regal Phänomen

Wieso interne Projekte nie pünktlich fertig werden

Lesezeit: 4 Minuten

Die eigene Website. Oder: Wieso ein Provisorium immer beschissen ist.

Ich kann mir das sehr gut vorstellen… In normalen Unternehmen steht der Chef eines Tages auf, schaut auf die Uhr und merkt, dass wieder einmal fünf Jahre vergangen sind und schnellstmöglich eine neue Website her muss. Zack-Bumm, die Sekretärin zum Recherchieren geschickt oder irgendjemanden aus dem Marketing angebrüllt und schon schlagen zwischen drei und acht Agenturen im Besprechungsraum Zürich auf, um sich vorzustellen. Der Kunde prahlt mit dem Budget, ohne es konkret zu nennen, die Agenturfuzzis haben Dollarzeichen in den Augen, die darauffolgenden Angebote sind allesamt zu hoch, es wird munter nachverhandelt, irgendwer erhält den Zuschlag.

Die Luft ist raus..

Bis dahin sind die ersten drei Monate verstrichen und was im Februar noch alles einfach klang, hört sich jetzt im unklimatisierten, aber vom ersten Treffen noch bekannten, Besprechungsraum Zürich, nach viel Arbeit für beide Seiten an. Offgekickt, losgelegt, konzipiert und andesigned, der Sommer zieht vorbei, auf der Agenturwiesn noch über das Projekt gescherzt und schon sitzen wieder alle Beteiligten an einem tristen Novembervormittag im angenehm temperierten „Zürich“ und sind unfassbar enttäuscht über den Status Quo.

Was ist passiert? Die anfängliche Euphorie des Kunden ist im Alltagsstress erstickt und am Ende hat sich dann der Praktikant um das Projekt gekümmert, der aber im September auch wieder an die Uni musste und bei der Übergabe an seinen Nachfolger blieben dann die wichtigsten Infos auf der Strecke. Klingt unfassbar traurig, soll aber schon manchen Kunden und Agenturen genauso passiert sein.

Stress in roter Schrift

Neue Website: ich bin der Kunde, und die Agentur

Jetzt stellen Sie sich mal Folgendes vor: Kunde und Dienstleister sitzen im gleichen Büro. Der Kunde ist die Agentur selbst, es geht um die eigene Agentur-Website und somit machen die Kollegen die Umsetzung. Aber halt entspannt, nur keinen Stress – wenn eben mal Zeit ist. Zwischen den Projekten, eigentlich ja ideal um Leerzeiten aufzufüllen. Nach Monaten des Nichtstuns kommt dann der erste interne Arschtritt und man beschließt das Ganze wie ein externes Projekt zu bearbeiten: zügig mit Deadline und allem was dazu gehört.

Doch was bei diesem romantischen Gedanken stört sind Kunden, die mit Aufträgen drohen und Chefs, die in BWL I an der Uni aufgepasst haben und sich die Jobs nicht durch die Finger gehen lassen wollen. „Ja eh, das machen wir später! Der Kunde hat Prio! Mach das doch dann, wenn mal Zeit ist!“

Die Bäume verlieren die Blätter, die Deutsche Bahn stolpert über die Klimakatastrophe namens Winter und die ersten Heuschnupfenopfer rotzen das Büro voll, während sie sich über gekippte Fenster echauffieren und so ziemlich jeder in der Agentur hat den Mut verloren, dass die neue eigene Website in diesem Jahrzehnt noch online gehen wird.

Der Fluch der Provisorien

In einem Anflug von blindem Aktionismus hetzt der Chef dann durchs Büro und erklärt, dass das Ding jetzt – so wie es ist – endlich online gehen kann und man später ja noch was ändern könnte, sollten Kleinigkeiten noch nicht zu 100 % sitzen. Es sitzen ja wirklich genügend Mitarbeiter an silbernen Riesendisplays mit angefressenen Obstsymbolen, das ändern wir dann einfach on the fly.

Und da kommt schon das nächste Problem. Sie alle kennen es: Wir haben uns für eine Übergangslösung entschieden. Ein Provisorium. Dieser unglückliche Unfall von der letztjährigen Silvesterparty, die Schramme vom Umzug, der Zwischenfall vom letzten Kindergeburtstag, dieses eine Loch in der Wand, über das man, weil Schwiegermutti am Wochenende zu Besuch kommt und man keine Zeit hat, ein Bild nagelt. Und genau da hängt es dann, solange der Nagel es hält, die Welt nicht untergeht oder es der LebensabschnittsgefährtIn nicht einfällt, dass die Wand jetzt eine neue Farbe braucht. Dann kommt das Bild runter und es fällt einem wieder ein… Da war doch noch was.

Genau das ist das Problem mit Provisorien. Sie bleiben. Lang. Zu lang. Oder auch für immer.

Aufkleber auf dem Apfel

Vom Billy-Regal zur Website

Das Billy-Regal, dass man von der alten Wohnung in die neue mitzieht, bis man was anderes hat oder eben die nicht fertige Website.

Wir haben übrigens nicht ganz so lange gebraucht, aber nun sind wir doch fertig. Die neue Website ist endlich online und wir versprechen Ihnen, dass wir die provisorischen Lösungen nochmal genauer ansehen werden. Das verspreche ich Ihnen, denn… Moment, Telefon. Muss aufhören.

Bis bald, Jo

jo

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mein Name ist Jo und ich bin bei Weder & Noch im Bereich Management (CEO) tätig. Ich freue mich über Feedback oder Ihre Kontaktaufnahme. Wenn Sie mehr über uns als Agentur erfahren wollen, werfen Sie doch einen Blick auf unsere Seite.